Tipps zum Nähen feiner Stoffe
Fein und flutschig müssen die Stoffe sein, dann bricht das Näh-Herz entzwei... Wer schonmal frustriert an der Nähmaschine saß und am liebsten alles zum Fenster hinausgeworfen hätte, kennt den Umgang mit dieser Art von Stoffen. Hier bekommt ihr viele Tipps, um Herr der Stofflagen zu werden!
Feine und flutschige Stoffe bringen das Näh-Herz des öfteren zur Verzweiflung. Wenn sie nicht gleich zu Beginn von der Nähmaschine gefressen werden, dann rutschen sie beim Nähen gerne überall hin, nur nicht dahin, wo man sie haben will. Gerade für Anfänger kann das frustierend sein, denn gerade bei Wachstuch oder leichter Webware kommt so manche Haushaltsnähmaschine schnell an ihre Grenzen. Ich zeige euch ein paar Tipps und Tricks, wie ihr diese Stoffe mit eurer Nähmaschine in den Griff bekommt.
Feine Stoffe zuschneiden
Weil die Stoffe dabei nicht bewegt werden, ist der Zuschnitt mit einem Rollschneider und einer Schneidematte bei feinen Stoffen ideal. Die Schnittteile könnt ihr mit Gewichten fixieren.
Legt beim klassischen Zuschnitt mit der Schere am besten ein Baumwoll- oder Leinentuch unter, damit der Stoff nicht verrutschen kann. Zudem ist eine Schneiderschere mit gebogenen Griff empfehlenswert, weil der Stoff beim Schneiden kaum angehoben wird.
Hinweise zum Nähen feiner Stoffe
Setzt zum Nähen eine feine, unbeschädigte Nähmaschinennadel (Stärke 60 oder 70) ein, damit der Stoff keine Fäden zieht. Wenn ihr die Nadelspitze vorsichtig über eure Fingerkuppe reibt, könnt ihr kleine Unebenheiten spüren und ggflls. eine neue Nadel einsetzen.
Verwendet dazu ein passendes, feines Nähgarn (Fadenstärke 100 oder 120 – i.d.R. gilt: je höher die Angabe der Fadenstärke, desto feiner ist das Garn).
Stecknadeln und Stichlänge
Benutzt auch zum Zusammenstecken der Stofflagen feine, unbeschädigte Stecknadeln oder Wonder Clips.
Näht mit einer kleinen Stichlänge (1,5 bis 2 mm) und verringert ein wenig die Fadenspannung, damit die Naht schön glatt wird. Auf dem Foto sieht ihr den Unterschied – links: kleiner Steppstich mit verringerter Fadenspannung, rechts: großer Steppstich, normale Fadenspannung.
Stichplatte und Nahtanfang
Wenn ihr die Möglichkeit habt, setzt bei eurer Nähmaschine eine Geradstichplatte mit einem kleinen Loch ein. Sie gewährleistet einen exakten Steppstich und verhindert, dass der feine Stoff in das Stichloch gezogen wird.
Legt zur Stabilisierung Seidenpapier* unter den Stoff – nur am Nahtanfang oder entlang der gesamten Naht. Nach dem Nähen könnt ihr es vorsichtig abreißen. Es verhindert ebenfalls, dass der Stoff in das Stichloch gezogen wird und sorgt zudem für einen gleichmäßigen Transport, ohne dass die Zacken vom Transporteur evtl. Fäden ziehen.
Übrigens kann untergelegtes Seidenpapier auch bei elastischen Stoffen helfen, dass diese sich beim Nähen mit der normalen Nähmaschine nicht ausdehnen und wellig werden. Alternativ könnt ihr auch Stickvlies unterlegen, bspw. mit „Soluvlies“ von Vlieseline. Dieses kann nach dem Nähen einfach mit kaltem Wasser ausgewaschen werden.
Französische Naht zum Versäubern
Bei transparenten, feinen Stoffen, die sich nicht gut mit einer Zick-Zack- oder Overlocknaht versäubern lassen, empfiehlt es sich, die Teile mit sogenannten französischen Nähten zu verbinden. Diese sehen schön sauber aus und verhindern, dass der Stoff ausfranst. Hierbei muss die Nahtzugabe doppelt so breit sein (z.B. 2 x 0,7 cm = 1,4 cm) und die Stofflagen werden in zwei Schritten zusammengenäht. Im Sommerjacken-Videotutorial könnt ihr euch das genau anschauen.
Bei der ersten Naht liegen die Stoffe links-auf-links (Nahtzugabe 7 mm).
Um zu vermeiden, dass später Fäden aus der Naht heraussschauen, könnt ihr die Nahtzugabe mit dem Rollschneider auf 5 mm kürzen.
Dann werden die Stofflagen rechts-auf-rechts umgefaltet, so dass die Naht genau im Bruch liegt. Bügelt die Kante um sie zu fixieren. Anschließend wird die zweite Naht genäht. Die so gearbeitete Nahtzugabe befindet sich nun auf der Innenseite.
Nun hoffe ich, dass ich euch ein wenig die Angst nehmen konnte und ihr zukünftig auch mit feinen Stoffen entspannt umgehen könnt! Zum Beispiel wenn ihr die Sommerjacke „Kylie“ näht oder die „Flora“ Sommershorts oder den „Vokuhila“ Rock. Oder das romatische Maxikleid, dass ich euch in den nächsten Tagen zeigen werde ;) Stöbert doch gerne bis dahin in unseren Schnittmustern für Damenshirts & Tops.
Falls ihr Fragen zu anderen Nähthemen habt, klickt euch doch mal durch meine bisherigen Tipps & Tricks – vielleicht ist die passende Erste-Nähhilfe dabei. Wenn nicht, schreibt mir gerne, worüber ihr gerne noch mehr erfahren möchtet.
Happy Sewing,
Eure Ina
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