Vliese und Bügeleinlagen, Teil 2
Im zweiten Teil meiner Zusammenfassung gibt es eine Top 10 Liste der Dos und Don'ts und ein paar klassische Anwendungsbeispiele für Einlagen und Vliese.
Auch wenn aufgrund der Vielfalt des Angebotes besonders die Nähanfänger vor lauter Wald die Bäume nicht mehr zu sehen glauben, so gehören Einlagen und Vliese zum Standardsortiment einer Nähwerkstatt. Egal ob zur Verstärkung oder zum Sticken, Applizieren - Vliese helfen euch ungemein ein tolles Nähergebnis zu erhalten. Zusätzlich zu meinem ersten Wissensteil, habe ich hier noch mehr Infos zu Bügeleinlagen und Vliesen zusammengetragen sowie eine Top 10 Liste mit den wichtigsten Dos and Don'ts:
1. Die richtige Einlage wählen
Die Entscheidung für die richtige Einlage ist von mehreren Faktoren abhängig – nicht immer gibt es DIE richtige Einlage, sondern mehrere Möglichkeiten. Es kommt nicht nur darauf an, welcher Zweck, sondern auch welches Griffgefühl (subjektiv) bei einem Nähprojekt erfüllt werden soll!
2. Die Farbe der Einlage
Die Farbe der Einlage immer möglichst nach der Stofffarbe auswählen – dunkle Einlage kann z.B. bei hellen, dünnen Stoffen durchscheinen.
3. Fadenlauf der Einlage
Bei Bügeleinlage aus Vlies muss in der Regel kein Fadenlauf beachtet werden (außer bei fadenverstärktem Vlies wie bspw. H 410).
4. Temperatur & Bügeldauer
Jede Bügeleinlage benötigt eine individuelle Temperatur und eine bestimmte Bügeldauer, damit sie gut hält. Diese Angaben stehen bei Vlieseline-Einlagen am Rand, ihr könnt sie aber auch auf der Webseite nachlesen.
5. Bügeltest mit Probestoff
Macht am besten zuerst eine Bügelprobe mit der ausgewählten Einlage an einem kleinen Stoffrest. Lasst sie anschließend gut trocknen und probiert, die Einlage abzuziehen – geht das viel zu leicht, dann müsst ihr entweder die Bügeldauer verlängern oder die Temperatur erhöhen.
6. Griff und Festigkeit prüfen
Bei einem unbekannten Stoff bzw. neuen Nähprojekt könnt ihr mit mehreren Bügelproben testen, welche Einlage gut geeignet ist. Nur an der aufgebügelten Einlage kann man den Griff oder die gewünschte Steifigkeit richtig beurteilen.
7. Einlage zuschneiden
Schneidet die Einlageteile etwas kleiner als die Schnittteile aus Stoff zu, aber so groß, dass sie mit der Naht später festgenäht werden. Wenn die Naht später nicht zu dick werden soll, z. B. bei der Verwendung von Volumenvlies, könnt ihr sie auch ohne Nahtzugabe zuschneiden.
8. Klebeseite beachten
Wenn ihr die Einlage aufbügelt, achtet darauf, dass sie mit der Klebeseite nach unten liegt und nicht über den Stoff hinausragt. Der Kleber verschmutzt die Bügelsohle und den Bügelbrettbezug. Sicherheitshalber könnt ihr Backpapier beim Aufbügeln unterlegen.
9. Schnittteile mit Einlage abkühlen lassen
Die mit Einlage fixierten Schnittteile nach dem Bügeln 20 bis 30 Minuten flachliegend auskühlen lassen – damit der Kleber gut haftet und sich keine dauerhaften Knitter bilden.
10. Feuchtes Küchentuch verwenden
Bügeleinlagen, die Dampf zur Fixierung benötigen, immer mit einem feuchten Tuch, z. B. einem Küchentuch, aufbügeln.
Meine Nähprojekte – Meine Bügeleinlagen
Mit ein paar Anwendungsbeispielen möchte ich vor allem den Nähanfängern unter euch nachfolgend einen kleinen Überblick über wichtige Einlagen geben.
Allrounder für leichte Bekleidung
Eine Standardeinlage, die ich immer parat habe, ist die H 180 zum Aufbügeln – eine leichte Vlieseinlage für Kindersachen, Kleider, Blusen. Wenn ich etwas mehr Festigkeit haben möchte, kommen die H 200 oder F 220 zum Einsatz. Bei diesem Sommerkleid habe ich den Beleg am Ausschnitt und den Tailleneinsatz zum Beispiel mit H 180 verstärkt (Kleid-Innenseite auf dem Foto rechts).
Von der Rolle: Bundfix & Formband
Sehr praktisch ist fertig geschnittene Einlage zum Beispiel Bundfix für einen Hosenbund. Übrigens auch wunderbar, um Taschenträger aus Stoff zu versteifen!
Oder Formband, das ich zum Beispiel beim Fleece-Poncho für den Halsausschnitt verwendet habe, damit er nicht ausleiert. Hilfreich ist das Band auch bei sehr stark fransendem Stoff, damit kann man die Kanten der Schnittteile vor dem Nähen fixieren.
Gewebeeinlagen
Mit gewebter Einlage werden Manschetten und Krägen von klassischen Blusen und Hemden besonders schön fest und formstabil. Solche Sachen nähe ich eher selten, aber dafür kommt Gewebeeinlage zum Beispiel zum Reparieren von kleinen Löchern oder wie hier bei dieser Hose zur Taschensicherung zum Einsatz. Damit wird bei dem dünnen Cordstoff verhindert, dass die Tasche einreißt.
Zum Applizieren
Mit Vliesofix kann man Stoffmotive kinderleicht applizieren – das habe ich euch hier schon mal gezeigt.
Zum Unterlegen gibt es entweder loses Stickvlies, das ausreichend ist bei nicht elastischen Stoffen. Bei elastischen Stoffen wie z. B. von T-Shirts ist Fixier-Stickvlies zum Aufbügeln besser. So kann sich der Stoff beim Sticken nicht verziehen.
Laut Herstellerangaben kann man das Fixier-Stickvlies auch wie Freezer Paper zum Drucken verwenden.
Volumen und Stand für Taschen
Je nachdem ob und wie viel Volumen und/oder Stand eine Tasche haben soll, gibt es auch dafür verschiedene Einlagen. Für mein kleines Kirschtäschlein mit Taschenbügel habe ich zum Beispiel die H 630 verwendet. Das ist ein leichtes Volumenvlies, das man auch für andere Taschenprojekte vielseitig einsetzen kann. Die H 640 ist einen Tick flauschiger.
Beide Einlagen müssen mit einem feuchten Tuch aufgebügelt werden. Dafür wird das Bügeleisen etwa 15 Sekunden lang Schritt für Schritt aufgedrückt – nicht geschoben. In meinem Video ist das auch zu sehen.
Um Taschen noch mehr Stand zu verleihen, gibt es u. a. die H 250, für leichte bis mittelschwere Stoffe oder die stärkere, sogenannte Schabrackeneinlage S 320 zur Versteifung.
So, das war nur ein kleiner Auszug – daneben gibt es natürlich noch viele, viele andere Bügel- und Näheinlagen, nicht nur von Vlieseline auch von anderen Herstellern. Je nachdem, welche Nähprojekte ihr bevorzugt, müsst ihr einfach über die Zeit eure Erfahrungen damit machen. Dafür möchte ich euch empfehlen, lieber mal eine Bügelprobe mehr zu machen, bevor womöglich die mühevoll zugeschnittenen Teile eures Nähprojektes ruiniert werden!
Wenn ihr noch Fragen habt bzw. Einlage für ein bestimmtes Nähprojekt sucht, schaut euch doch mal auf der Vlieseline-Webseite um – dort gibt es zu fast allen Einlagen auch Produktvideos.
Happy Sewing,
Eure Ina