Tipps zum Nähen von Bademode und Lycra-Stoffen
Mit einem selbstgenähten Sport- oder Badeoutfit seid ihr im Näh-Olymp angekommen - Jersey kann ja jeder :-) Hier erfahrt ihr, was ihr beim Nähen von Lycra-Stoffen beachten solltet und welche Materialien und Hilfsmittel euch dabei helfen.
Sport- und Bademode aus Lycra Stoffen selberzunähen, erfordert ein wenig Geduld und Fingerspitzengefühl – wenn ihr euch jedoch einmal rangetraut und ein paar Sachen ausprobiert habt, wird es kein Halten mehr geben! Diese Tipps und Tricks erleichtern euch den Einstieg mit dem flutschigen Material, damit ihr zukünftig keine Bikinis, Badeanzüge, Badehosen oder Tankinis sowie Sport-BHs und Lauftights mehr von der Stange kaufen braucht!
Was ist Lycra?
Lycra ist eigentlich nur eine andere Bezeichnung bzw. ein Markenname für Elasthan. Im Sprachgebrauch werden damit auch Stoffe für Bademode, Sport- oder Tanzkleidung bezeichnet. Diese bestehen meist aus Polyamid mit einem Elasthan-Anteil von 18 bis 25 Prozent. Dadurch sind sie sehr elastisch und schmiegen sich an die Körperform an.
Was zeichnet Lycra aus?
Eine angenehme Eigenschaft beim Nähen ist, dass die Stoffkanten nicht ausfransen und deshalb nicht zwingend versäubert werden müssen. Zudem ist Lycra bi-elastisch, d.h. sowohl in Längs- als auch in Querrichtung sehr dehnbar. Daher können die Schnittteile ggf. um 90 Grad gedreht werden, um beim Zuschnitt Stoff zu sparen.
Lycrastoff zuschneiden
Beim Zuschnitt sollte der Stoff möglichst nicht gedehnt und wenig bewegt werden. Somit sind ein Rollschneider – am besten mit einer „frischen“ Klinge – zusammen mit einem Lineal und einer Schneidematte ideal.
Differential einstellen
Bei der Overlockmaschine könnt ihr außerdem die Differential-Einstellung erhöhen, damit der Stoff leicht angeschoben und somit besser transportiert wird.
Stretch-Nähmaschinennadeln & Stofftransport
Verwendet zum Nähen eine Stretchnadel mit einer speziellen Spitze, die verhindert, dass die Nadel von den Elasthan-Fäden gebremst wird und Fehlstiche entstehen. Angepasst an das Material und das Nähgarn sollte die Stärke 60 bis 75 Nm betragen. Auch Zwillingsnadeln gibt es speziell für Stretch-Stoffe.
Damit der Stoff beim Nähen nicht ungewollt gedehnt wird, ist es hilfreich, den Nähfußdruck zu verringern (wenn dies bei eurer Näh- oder Overlockmaschine möglich ist). Zudem sind Lycra-Stoffe sehr glatt und verrutschen gerne – hier schaffen ein Teflon-Nähfuß* oder ein Obertransportfuß* Abhilfe. Die Anschaffung dieser Nähfüsse ist auch zum Nähen von Jersey oder für die Verarbeitung von Kunstleder sinnvoll.
Nähmaschinennadeln - Arten, Verwendung und Tipps
Hier erfahrt ihr, welche Nähmaschinennadel am besten für euer Nähprojekt geeignet ist, die Merkmale der unterschiedlichen Nadelarten und woran ihr sie erkennen könnt.
Nahtarten für Sport- und Badestoffe
Zum Nähen von Badestoffen ist eine Overlockmaschine ideal, mit den richtigen Einstellungen klappt es aber auch wunderbar mit der Nähmaschine. Wichtig ist, dass die Naht elastisch ist, d.h. sich mit dem Stoff mitdehnen kann.
Für Nähte, die in Nahtrichtung wenig gedehnt werden, eignet sich ein Geradstich mit kleiner Stichlänge. Wird die Naht am fertigen Kleidungsstück sehr gedehnt, ist ein kleiner Zick-Zack-Stich oder ein elastischer Stich (Overlocknaht) empfehlenswert. Zum Absteppen von Kanten (mit Gummiband) ist ein (3-fach) Zickzack-Stich oder ein Geradstich mit Zwillingsnadel gut geeignet.
Wenn ihr eine Overlockmaschine habt, schaut mal in der Bedienungsanleitung nach, ob sich ein 3-Faden-Super-Stretch-Stich einstellen lässt. Hierbei wird der Obergreifer deaktiviert, sodass der Faden vom Untergreifer die Stoffkante komplett umschlingt und die Naht noch elastischer wird. Meist kommt man aber auch mit einer normalen 4-Faden-Overlock-Naht aus.
Nähgarn für Badestoffe
Nutzt für Bademode hochwertiges Garn aus Polyester (Stärke 120), dieses ist haltbar, trocknet schnell und ist zudem chlor- und salzwasserresistent.
Wenn ihr mit der Overlockmaschine und dem Super-Stretch-Stich arbeitet, bietet sich die Verwendung von weichem Bauschgarn (als Greiferfaden) an. Die Naht wird dadurch schön weich und trägt sich angenehm.
Nähgarn Madeira Aerofil und Madeira Aeroflock Bauschgarn
Vergleich Badegummi und Framilon
Damit die Badekleidung auch im nassen Zustand den nötigen Halt am Körper hat, ist es notwendig, an bestimmten Stellen Gummiband einzuarbeiten. Da herkömmliches Gummiband mit Textilbeschichtung im Lauf der Zeit bei der Benutzung in Salz- und Chlorwasser brüchig wird, muss entweder spezielles Badegummi oder sog. Framilon (bzw. Framilastic) verwendet werden.
Framilon ist unauffällig, dünn und transparent, aber auch flutschig und erfordert ein wenig Feingefühl bei der Verarbeitung. Wenn es im gedehnten Zustand angenäht werden muss, bspw. für eine Raffung, fixiert zunächst die ersten 1-2 cm ohne Spannung und zieht erst dann daran. In meinem Bikini-Nähvideo könnt ihr euch das genauer anschauen.
Badegummi ohne Textilbeschichtung ist dicker und in verschiedenen Breiten, in weiß oder grau erhältlich. Es macht Ausschnittkanten schön stabil und lässt sich etwas angenehmer als Framilon vernähen.
Framilon T6 (6mm) | Framilon T9 (9mm) und Badegummi in verschiedenen Breiten z.B. über Sewy oder Deine Dessous
Um euch die Entscheidung zu erleichtern, sind in der Tabelle die Eigenschaften der beiden Gummivarianten aufgelistet:
Framilon | Badegummi |
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Mit diesen Tipps könnt ihr euch nun an das Lycra-Näh-Abenteuer wagen! Seid einfach mutig und testet die verschiedenen Nahtarten und Einstellungen an einem Probeteil. Ihr werdet sehen, es ist gar nicht so schwer!
Wie wär’s denn zum Beispiel mit einem tollen Bikini oder Tankini nach unserem Schnittmuster "Victoria"?!
Viel Spaß beim Nähen eurer Sport- und Bademode! Noch mehr Nähideen für elastische Stoffe findet ihr bei unseren Schnittmustern für Damenshirts & Tops.
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